Sensorische Integration als Grundlage schulischen Lernens

 

 

Ein Kind mit Berührungen zu füttern,

seine Haut und seinen Rücken zu nähren,

ist ebenso wichtig,

wie seinen Magen zu füllen. 

 

 

 

 

Wie wichtig die Qualität der Sinnesleistungen und das Zusammenspiel dieser sogenannten Teilleistungen im schulischen Bereich ist soll eine kurze Beschreibung einer Diktatsituation zeigen:

 

 

 

Taktile Wahrnehmung
Kinestäthische Wahrnehmung
Vestibuläre Wahrnehmung

 
Rumpfstabilität
Kopfkontrolle
Entspannter Schultergürtel
Lockere Unterarme
Lockere Schreibhand

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auditive Aufmerksamkeit und Konzentration
Auditive Figur-Grund-Wahrnehmung

 

 

Auditive Diskrimination
Auditive Merkfähigkeit

 

 

Optische Differenzierung
Optisches Gedächtnis

 

 

Raumlage

 

Visuomotorische Koordination

Verstehen des Sinnbezuges

 
Richtiger Einsatz von orthografischen Kenntnissen

 

 

Das Sitzen am Tisch stellt die erste Herausforderung an den Körper dar: Um eine aufrechte Haltung einnehmen zu können, benötigt der Mensch vestibuläre, taktile und kinesthätische Wahrnehmung (Tastsinn, Eigenwahrnehmung und Gleichgewicht). Der Rumpf braucht genug Stabilität, um Kopfbewegungen und Entspannung im Schultergürtel zu ermöglichen. Ist der Muskeltonus (Muskelspannung) intakt, liegen die Unterarme locker und ruhig auf dem Tisch, auch wenn die Hand beim Schreiben bewegt wird. Die kinästhetische und vestibuläre Wahrnehmung hilft beim Aufbau bzw. bei der Erhaltung einer aufrechten Sitzhaltung indem das Kind den festen Boden unter seinen Füßen, die Stuhlfläche und -lehne, die Tischplatte usw. spürt.

 

Das Diktat selbst stellt folgende Ansprüche an die Wahrnehmung des Kindes:
Zuallererst muss die Aufmerksamkeit auf die Situation gelenkt werden. Bewegungen in der Klasse und vor dem Fenster müssen ausgeblendet werden, ebenso Geräusche außerhalb des Gebäudes und im Zimmer.
Ist die Aufmerksamkeit beim Lehrer, muss seine Stimme aus allen anderen Geräuschen herausgefiltert und das Gesagte verstanden und gespeichert werden. Nun wird der Satz optimalerweise in die einzelnen Worte und die Worte in Laute zerlegt. Dann müssen die einzelnen Buchstaben der jeweiligen Wörter in der richtigen Reihenfolge und in der richtigen Form geschrieben werden. Verwechslung ähnlich klingender oder aussehender Buchstaben darf nicht passieren. Die richtige Stift- und Schreibhaltung ist Voraussetzung um auf die dünne Linie schreiben zu können. Richtig zu erkennen sind nun noch ganz nebenbei der Sinn und die Bedeutungen der Wörter und ihre Beziehungen im Satz um die Rechtschreibregeln nicht zu verletzen. Während des gesamten Diktates ist die Aufmerksamkeit auf hohem Niveau zu halten.

 

 


Die Diktatsituation ist nur ein kleiner Teil der schulischen Anforderungen. Ebenso vielfältige Fähigkeiten beanspruchen Leseleistungen oder Rechenaufgaben.
Von besonderer Bedeutung ist die Qualität der Verarbeitung der Sinneseindrücke. Arbeiten ein oder mehrere Systeme nicht optimal oder funktioniert das Zusammenspiel nur mangelhaft, lassen sich sogenannte Teilleistungsstörungen beobachten: Lese-Rechtschreib-Schwäche, Legasthenie, Rechenschwäche oder Dyskalkulie. Das vermehrte Üben in Schreiben, Lesen oder Rechen wird hier nicht den gewünschten Erfolg bringen. Das Training muss hier in tieferen Bereichen ansetzen: Die Förderung der Eigenwahrnehmung, des Gleichgewichts, der visuellen und auditiven Wahrnehmung und Verarbeitung, die Raumwahrnehmung, Motorik und Koordination usw.